Sprache und Bildung als „A und O der Integration“ – Integrationsbeirat und Bezirksrat Döhren-Wülfel informierten sich in Berlin-Neukölln

Integrationsbeirat und Bezirksrat Döhren-Wülfel informierten sich in Berlin-Neukölln

Ein Kinderarmutsanteil von über 55 Prozent, zwei Drittel aller Jugendlichen mit Migrationshintergrund, die höchste Arbeitslosenquote in ganz Berlin und selbst unter den Berufstätigen noch mehr als jede/r Fünfte ein Bezieher von notwendigen staatlichen „Existenzsicherungsleistungen“, weil ein Niedrigstlohn zum Leben nicht ausreicht: Berlin-Neukölln ist als problembeladener Stadtbezirk mittlerweile bundesweit bekannt. Am 22. Oktober fuhren 15 Personen aus dem Integrationsbeirat und dem Bezirksrat Döhren-Wülfel nach Berlin-Neukölln, um sich dort über Integrationsprojekte zu informieren.

Als Erstes stand ein Gesprächstermin mit dem Neuköllner Bezirksbürgermeister  Heinz Buschkowsky auf dem Programm. Sehr anschaulich berichtete er aus dem Stadtbezirk, in dem über 320.000 Einwohnerinnen und Einwohner aus mehr als 160 Nationen leben. Buschkowsky´s Credo: Sprache und Bildung sind das A und O der Integration, Kinder und Jugendliche sowie deren Eltern sind deshalb die wichtigsten Adressaten. Eine Kita-Pflicht hält der Bezirksbürgermeister von Neukölln für dringend erforderlich, um auch die Kinder zu erreichen, deren Eltern sich unserer Gesellschaft gegenüber verweigern und in einer sogenannten Parallelgesellschaft leben. Dieser Personenkreis wächst seiner Wahrnehmung zufolge. Waren z. B. zu Beginn in einem Ausbildungslehrgang zur Stadtteilmutter vielleicht drei Frauen mit Kopftüchern, so sind es inzwischen vielleicht drei, die kein Kopftuch tragen. Auch solche Veränderungen müssen berücksichtigt werden und vereinfachen die Integration nicht. Die direkte Art von Herrn Buschkowsky auch umstrittene Themen anzusprechen und kein Blatt vor den Mund zu nehmen, kam bei den Anwesenden gut an. Das Gespräch hätte gerne länger andauern können, leider hatte er noch einen Anschlusstermin.

Nicht minder interessant waren die Aussagen von Frau Bianca Genz, zuständig für das Quartiersmanagement in Neukölln, die uns über verschiedene Projekte im Bund-Länder-Programm „Die soziale Stadt“ informierte. Auch in Mittelfeld hatte es früher Maßnahmen im Rahmen des Programms „Soziale Stadt“ gegeben. Allerdings mit anderen, geringeren Größenordnungen als in Neukölln, wo allein elf (!) Quartiersmanagementgebiete eingerichtet wurden, in denen mit ca. 120.000 Menschen mehr als ein Drittel der Einwohner/innen Neuköllns leben. In diesem Zusammenhang stellte Frau Genz auch das mehrfach ausgezeichnete „Projekt der Stadtteilmütter“ vor, das in diesem Jahr sein zehnjähriges Jubiläum feiert. Sogenannte „Stadtteilmütter“ haben in dieser Zeit in den Neuköllner Quartiersgebieten rund 8.000 Familien mit Migrationshintergrund begleitet. Bei jeweils zehn Besuchen klären sie die Familien zu Fragen der Erziehung, Bildung und Gesundheit auf, informieren über Möglichkeiten der frühen Förderung von Kindern und weisen auf die Angebote bezirklicher Einrichtungen hin. Dabei werden sie von über 100 Kooperationspartnern wie Kindertagesstätten, Quartiersbüros, Schulen, Beratungsstellen und weiteren Organisationen unterstützt. Inwiefern ein solches Projekt in entsprechend kleinerem Rahmen auch etwas für Hannover sein könnte, ist sicher eine Überlegung wert.

Nach dieser beeindruckenden Projektvorstellung ging es zu Fuß vom Rathaus Neukölln zum Deutsch-Arabischen Zentrum (DAZ), wo man uns die Aufgaben und Ziele des DAZ vorstellte. Im DAZ liegt ein  Schwerpunkt auf der schulischen und beruflichen Integration von Menschen mit arabischem Migrationshintergrund und der Gewaltprävention. Zum Abschluss dieses interessanten Berlinbesuchs besichtigten wir eine kleine Hinterhofmoschee. Auch hier wurden wir freundlich empfangen und unsere Fragen ausführlich beantwortet. Die spannenden und informativen Eindrücke aus Berlin- Neukölln werden die zukünftige Arbeit des Integrationsbeirats Döhren-Wülfel mit Sicherheit bereichern.

 

Claudia Meier

Vorsitzende des Integrationsbeirats Döhren-Wülfel